Die Handball-EM findet erstmalig in Deutschland statt. Worauf freust Du Dich am meisten?
Ich freue mich am meisten auf das Erlebnis, auf das Event „Handball in Deutschland“. Zusammen mit meiner Frau Isabell und Niklas Kaul bin ich EM-Botschafter für München, und in dieser Rolle bekommen wir viele Einblicke, wie viel Herzblut in den einzelnen Standorten in dieses Event gesteckt wird. Auch der DHB und die EHF verwenden so viel Energie, dass es einfach ein Riesenerlebnis wird. Dazu kommt der Auftakt mit dem Weltrekord-Spiel in Düsseldorf, der hoffentlich den Auftakt für einen langen Verbleib der deutschen Mannschaft im Turnier sein wird. Das ist das, worauf ich mich am meisten freue.

Fast 200 Spiele hast Du in der deutschen Nationalmannschaft absolviert. Welches ist das schönste Erlebnis aus dieser Zeit?
Einen Moment herauszupicken, ist total schwer. Im ersten Moment denke ich natürlich an die WM 2007 in Deutschland, das Finale gegen Polen, den Titelgewinn, die ausverkaufte Arena in Köln. Aber es gibt so viele besondere Momente: Das erste Länderspiel; das Gefühl, das erste Mal den Adler auf der Brust zu tragen. Die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2008. Es gibt einfach viele Momente, die ich als Nationalspieler erleben durfte, die mir in Erinnerung bleiben – und in deren Erinnerung ich auch manchmal schwelge.

Nachdem die deutschen Basketballer im vergangenen Sommer völlig überraschend den WM-Titel geholt haben, glaubst Du, dass die deutschen Handball-Männer bei der Heim-EM auch Chancen auf den Titel hat?
Wer mich kennt, weiß, dass ich Optimist bin. Daher wünsche ich dem Team, dass es in diesen Flow kommt, den man bei einem Heimturnier erspielen kann. Aber das liegt allein an der Einstellung, an der eigenen Performance, wie es die Mannschaft schafft, das Publikum, ganz Deutschland mitzunehmen. Dann ist alles möglich. Aber dafür gilt es, sein Herz auf der Platte zu lassen. Dazu gehört die akribische Vorbereitung; sich Ziele zu setzen, die Stück für Stück erreicht werden. Die Weltspitze ist ein Stück weit weg, aber wenn alle Spieler, die nominiert werden, fit bleiben, dann haben wir die Chance, auch ganz oben wieder anzuklopfen.

Wer sind in Deinen Augen die weiteren Favoriten?
Es sind die üblichen Verdächtigen der vergangenen Jahre, die man nennen muss: Dänemark, Frankreich, Spanien, aber auch Schweden. Diese Mannschaften haben eine Philosophie und ein klares System, wie sie junge Spieler einbinden. Sie haben seit vielen Jahren einen Spielstil, dem sie vertrauen können.

EM in Deutschland, in den größten Arenen, vor heimischem Publikum – kribbelt es da nicht in den Händen und Du würdest am liebsten nochmal das Trikot überstreifen?
Das Handballpuzzle, das ich mit meinem Karriereende 2018 abschließen durfte, besteht aus vielen Teilen voller toller Erinnerungen: mein letztes EHF FINAL4 2018 in Köln mit Nantes, die Weltmeisterschaft 2007 in Deutschland, die 10 Jahre beim THW Kiel, Champions-League-Sieger zu werden, eine perfekte Saison zu spielen. Und auch Verletzungen oder Nicht-Nominierungen sind Teile, die zum Gesamtbild dazugehören. Und jetzt kribbelt es eher, dass ich als TV-Experte nah dabei sein darf und diese Begeisterung, die in den Jungs steckt, an die Zuschauer und Zuschauerinnen transportieren kann.